Tradition
1960
1960 entdeckte Walter Feldmann sen. Aegidienberg als den Ort, an dem es sich für seine Familie würde leben lassen. Das Siefenhofener Gelände rund um das heutige Gestüt war geprägt von ausgedehnten Weiden und Obstgärten, ein Fachwerkhaus an der heutigen Aegidienberger Straße war die einzige Bebauung weit und breit. Den Kölner Verleger lockte das schöne Panorama des Siebengebirges und die sich bietende Weite. Er erwarb eine respektable Fläche dieses reizvollen Areals, errichtete ein angemessenes Domizil und zog mit seiner Familie ins Grüne.
Feldmann war bereits während seiner Kölner Zeit begeisterter Reiter. Seinen Warmblüter stellte er nun im Reitstall Strähle ein. Dann jedoch erwarb er zwei Haflinger für die Kinder Friedel und Walter jun. Das großzügig bemessene Gelände lud ein, einen kleinen Reitplatz zu errichten und erste Stallungen für die eigenen Pferde. Insbesondere Walter jun. begeisterte sich für die Reiterei und erprobte rasch, ob sich in seinem Haflinger nicht möglicherweise doch ein Vollblut-Galopper versteckte. Parallel nahm Walter Reitunterricht bei Strähle, einem hervorragenden Pferdemann und dem Inbegriff des klassischen Reitlehrers. Fast ein dreiviertel Jahr, so erinnert sich Walter Feldmann jun., ritt er im Unterricht ohne Steigbügel, ganz gleich, ob es um Dressurlektionen, Springen oder einen Geländeritt ging. Seine heutige Sicherheit im Sattel führt er nicht zuletzt auf diese harte Schule zurück.
1962
1962 kaufte Feldmann zwei Vollblutstuten und stellte sie auf sein Gelände. Zu dieser Zeit waren Pferde für Feldmann ein Hobby, das er aber ernsthaft betrieb. Als er beschloss, Fohlen zu züchten, brachte er die Stuten zu exzellenten Hengsten der Gestüte Roetgen und Schlenderhahn. Von entsprechender Qualität waren die ersten Fohlen in Aegidienberg.
Inzwischen hatte Feldmann Günter Kirschbaum kennen gelernt, der in Köln ein Autohaus mit britischen Nobelmarken betrieb. Auch Kirschbaum war Pferdenarr, und ihm gefiel das schöne Aegidienberger Areal. Sein Pferd Comet war das erste Gastpferd des späteren Gestüts Aegidienberg.
Fortan entwickelte sich Feldmanns Hobbyzucht rasant. Es wurden weitere Ställe errichtet und ein Brunnen wurde gebaut. Weitere Gastpferde kamen hinzu, Paul Riegel aus Bonn war neben Kirschbaum einer der ersten „Einsteller“. Parallel betrieb Feldmann seine Zucht intensiver. Die Fohlen wurden auf Jährlingsauktionen von Walter junior vorgestellt und fanden sehr zum Leidwesen des damals 12- bis 13jährigen rasch neue Besitzer.
Trotz dieser semi-professionellen, ernsthaften Art und Weise, in der Walter Feldmann senior sein Hobby betrieb: Nach wie vor handelte es sich um Liebhaberei aus Freude an den Pferden.
1965
1965 begegnete Feldmann auf der Heimfahrt aus seinem Kölner Verlag in Ittenbach einem Gespann. Besonders die Kutsche gefiel ihm und er sprach den Fahrer an. Die Kutsche war allerdings unverkäuflich, dennoch hinterließ Feldmann seine Telefonnummer. Vier Wochen später entschloss sich der Fahrer dann doch zum Verkauf. So lernte Feldmann Helmut Fuchs kennen.
Helmut Fuchs war einer der ersten (neben Ursula Bruns und Franz Podlech), die in Deutschland 1964 bereits Islandpferde besaßen. Nachdem der Verkauf der Kutsche besiegelt war, lud er Walter Feldmann junior und senior ein, diese Pferde auszuprobieren und auf seinem Hof zu reiten. Mit einiger Skepsis nahmen die Großpferde-Reiter diese Einladung an und ein Ritt von Ittenbach nach Aegidienberg wurde zum Schlüsselerlebnis.
Walter Feldmann senior war völlig begeistert von Kraft, Temperament und Charakter dieser Pferde. Drei Wochen später saßen Feldmanns im Flugzeug, ihr Ziel war Island. Feldmann besuchte den damaligen isländischen Zuchtleiter Thorkell Bjarnason (Laugarvatn), ausgedehnte Ritte durch Island folgten, jedoch erwiesen sich ausgerechnet jene Pferde, für die sich Feldmann interessierte, als unverkäuflich. Neben Ursula Bruns und Franz Podlech aus Witterschlick boten seinerzeit Islandpferde zum Verkauf an, und Feldmann erwarb dort seine ersten Islandpferde.
In diesem Jahr trugen die Islandpferde-Reiter im Rahmen eines großen Pony-Festes im bergischen Wiehl einen Töltpreis aus. Die bereits mit Pferde angereisten Feldmanns lernten die Chefredakteurin der „Freizeit im Sattel“ kennen, Erika Müller, deren Pferd Starni kurz vor dem Start außerordentlich heiß und nervös war. Als Erika Müller schon auf einen Start verzichten wollte, bot Walter Feldmann an, dass sein Sohn das Pferd vorstellen könne. Es wurde der erste Töltpreis, den Walter Feldmann junior gewann.
1966 – 1970
Nachdem heftige Querelen zur Abspaltung der Islandpferdereiter vom Deutschen Ponyclub geführt hatten, engagierte sich Walter Feldmann senior intensiv für den Islandpferdesport und die Arbeit im neuen Verband. In dieser Zeit vollzogen sich die Gründung des Gestüts Aegidienberg und des Islandpferde-Reiter- und Züchterverbandes, der die Handschrift Walter Feldmanns trug. Feldmann übertrug das vom Eiskunstlauf bekannte Prinzip getrennten Richtens mit Noten auf den Islandpferdesport, und die erneut in Wiehl 1966 ausgetragenen ersten Islandpferde-Meisterschaften in Eigenregie fanden bereits nach dem neuen Richtsystem statt. 1967 holte Feldmann die Meisterschaften nach Aegidienberg. Die Gemeinde Aegidienberg unterstützte spürbar und errichtete unterhalb des Hupperichs einen gut 100m langen Asphaltweg. Die ca. 60 teilnehmenden Pferde wurden am Waldweg angebunden, auf der gegenüberliegenden Seite waren Tribünen errichtet. Dies bildete den Rahmen der damaligen Meisterschaften.
Inzwischen hatte Walter Feldmann Ulrich Math kennen gelernt. Marth stellte in Island Maschinen für die Fischindustrie her. Neben dem isländischen Bauernverband war er der zweite Ansprechpartner, wenn es darum ging, Islandpferde von der Insel auf den Kontinent zu holen. Auch Franz Podlech bezog seine Pferde über Marth, und Feldmann verstand sich auf Anhieb gut mit dem geradlinigen, klar denkenden Geschäftsmann. Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre importierte Walter Feldmann jährlich etwa 100 Pferde von der Insel, die er zuvor auf Reisen durch das gesamte Land angesehen und getestet hatte. Die Schar der Islandpferde-Liebhaber in Deutschland war inzwischen stark gewachsen, darunter waren viele prominente und gutsituierte Familien.
Der Verkauf der Islandpferde entwickelte sich in einem Ausmaß, das nicht mehr als bloße Liebhaberei zu betreiben war.
Hinzu kam der Umstand, dass Feldmann senior und junior ihre Islandpferde intensiv ritten, und zwar auf der Grundlage einer soliden, klassischen reiterlichen Ausbildung. Dies blieb für die Qualität und Rittigkeit der zum Verkauf stehenden Pferde nicht ohne Folgen. Rasch sprach sich herum, dass Feldmanns Islandpferde angenehm zu reiten waren aufgrund guter Grundausbildung. Spätestens mit dieser Entwicklung wurde das Gestüt Aegidienberg zum professionellen Betrieb.
Zugleich wuchs zum Ende der 60er Jahre der Bekanntheitsgrad des Gestüts Aegidienberg. Der Schweizer Industrielle Max Indermaur brachte Islandpferde nach Aegidienberg zum Testen, und aus Österreich stand eines Tages der damals 16jährige Johannes Hoyos vor der Türe. Sein Vater hatte die ersten Islandpferde nach Österreich geholt, und Johannes wollte nun sehen, wie in Aegidienberg mit ihnen gearbeitet wurde. Auch aus der Region sammelten sich Islandpferde-Freude im Gestüt. Die Familien Nolden und Vith aus Bonn kamen hinzu, aus Aegidienberg war es vor allem Walters Schulfreund Wolfgang Berg, der fast jede freie Minute am Gestüt zubrachte.
1969 hatte Walter Feldmann die Idee, die bisher auf Alphaltstrecken stattfindenden Sportwettbewerbe radikal zu verändern. Er hatte davon gehört, dass die südafrikanischen Gangreiter auf großen Ovalbahnen ihre Wettbewerbe austrugen. Nach vielen Tests errichtete Feldmann schließlich auf seinem Gelände die erste 200m-Ovalbahn, auf der 1970 die ersten Europameisterschaften für Islandpferde ausgetragen wurden. Dieser Beschluss war im Oktober 1969 in der Schweiz vom Vorstand des kurz zuvor in Aegidienberg gegründeten internationalen Islandpferde-Verbandes (FEIF) getroffen worden. Reiter aus sechs Ländern (Dänemark, Holland, Island, Österreich, Schweiz und Deutschland) nahmen mit ihren Mannschaften an den Meisterschaften teil.
Walter Feldmann hatte auf seinem Gestüt gezielt mit der Zucht von Islandpferden begonnen. 1968 war mit dem Hördur 591-Sohn Vördur frá Kyrtholti ein exzellenter Hengst ans Gestüt gekommen. Der Landsmot-Sieger bei den jungen Hengsten vererbte natürlichen Tölt und wurde zu einem der bestimmenden Zuchthengste in Deutschland. Zeitweise befanden sich am Gestüt Stutenherden von 30 bis 50 Pferden, die zur Bedeckung nach Aegidienberg gekommen waren. Im gleichen Maße, in dem die Bedeutung der Zucht und ihr Erfolg anwuchs, nahmen die Pferdeimporte aus Island ab.
Das Gestüt Aegidienberg hatte sich etabliert. Zucht, qualifizierte Ausbildung von Pferd und Reiter, internationale Kontakte und Sport trugen zu seiner Bedeutung bei. Als Anfang der 70er Jahre die erste Equitana stattfand, war es Walter Feldmann, der mit einem Schaubild die Islandpferde vorstellte.
1975 – 1990
Mitte der 70er Jahre ergaben sich zwei weitere richtungsweisende Entwicklungen. Jean-Claude Dysli war von einem mehrjährigen Amerika-Aufenthalt zurückgekehrt und hatte in den Staaten nicht nur das Westernreiten betrieben, sondern auch Peruanische Pasos mit nach Europa gebracht. Diese ebenfalls töltenden eleganten Pferde stellte er auf einer Equitana vor, wo Walter Feldmann Dysli und seine Pasos kennen lernte. Feldmann war begeistert von den im iberischen Typ stehenden Pferden und kaufte gleich eine ganze Reihe dieser Pferde, darunter den Hengst El Paso. Wie im Gestüt üblich, wurden auch die Paso Peruanos sogleich intensiv geritten und ausgebildet. Als später im Schlosspark in Lich die ersten Paso-Meisterschaften in Deutschland ausgetragen wurden, war es erneut Walter Feldmann junior, der den Titel nach Aegidienberg holte.
1976 nahm Walter Feldmann junior in den USA mit zwei Islandpferden am legendären Distanzritt, dem „Great American Horse Race“ über 3.000 Meilen, von Ost- zur Westküste Amerikas teil, der aus Anlass des 200. Gründungsjahres der Vereinigten Staaten ausgetragen wurde. Auf dem Gelände des Gestütes Aegidienberg betrieb er im Anschluss in eigener Verantwortung eine Reitschule und veranstaltete Kurse und Seminare für Reiter und angehende Trainer im In- und Ausland. 1975 hatte er den ersten Übungsleiterlehrgang in Island geleitet. 1983 ging Feldmann junior als Leiter des Schloss-Gestüts Aldenghoor nach Holland.
Inzwischen war am Gestüt in Aegidienberg die Idee entstanden, ein Pferd zu züchten, das bei sicherer Töltveranlagung größer und eleganter als das Islandpferd und auch im Sommer klimaresistent sein sollte. Wichtig war, dass die Widerstandsfähigkeit und der einwandfreie Charakter des Isländers erhalten blieben. 2002 verriet Walter Feldmann senior, dass er ursprünglich daran gedacht hatte, Islandpferde mit Friesen zu paaren: „Ich saß hier auf der Terrasse“, erzählte er, „und da kam eines unserer schönen großen Pferde in wunderbarem Trab vorbei. Elegant sah das aus. Und ich dachte: So ein elegantes Pferd müsste man haben, mittelgroß mit dem Charakter, dem Tölt und dem Fundament des Islandpferdes, das wäre es. Und da der Friese diese schöne Mähne hat, stabil und dennoch elegant ist und einen tollen Trab besitzt, dachte ich: Friesen und Islandpferde kreuzen, das sollte man versuchen.“ Dieser Plan scheiterte jedoch, da man mit den holländischen Züchtern, die über die besten Hengste verfügten, nicht einig werden konnte. Als Alternative bot sich eine Kreuzung von Islandpferden und Peruanischen Pasos. 1982 gab es die ersten „Aegidienberger“-Fohlen: Primero, Perla (Mutter des im Sport heute sehr erfolgreichen Hengstes Pescador) und Patricia, alle benannt nach ihrem Vater, dem Hengst El Paso.
Den Ausschlag gegeben hatte eine Reise nach Südamerika, die Vater und Sohn Feldmann unternommen hatten, um die Pasos in ihrer Heimat kennen zu lernen. Die südamerikanischen Gangpferde zeigen sicheren Tölt und überzeugen durch geradezu sprichwörtliche Kooperationsbereitschaft mit dem Reiter. Walter Feldmann sen. schrieb dazu: „Die Idee, Island-Pferde mit Caballo Peruano de Paso zu kreuzen, wurde in Peru beim Besuch der Meisterschaften in Lima geboren. Hier sah man leichtrittige, exzellent töltende Pferde, mit viel Adel, Aktion und Temperament, die aber dem Islandpferde gewohnten Reiter zu wenig Geschwindigkeit boten. Dies war einer der Gründe des Kreuzungsversuches, durch Einschränkung des Terminos mehr Geschwindigkeit zu erreichen. Es gab noch mehrere Gründe, Töltverbesserung hier, Fundamentverbesserung da, Hitzetoleranz, Robustheit, Leichtrittigkeit, Größe usw. usw. Man entwickelte ein Zuchtprogramm, welches als Endziel hatte, die positiven Points beider Rassen zu vereinigen.“
Der Zuchtversuch erfolgte in Abstimmung mit dem Rheinischen Pferdestammbuch und in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn. Er brachte eine der attraktivsten Gangpferderassen hervor. 1994 wurden die Aegidienberger vom deutschen Landwirtschaftsministerium als Rasse offiziell anerkannt.
Aus dem reinen Islandpferde-Gestüt Aegidienberg war ein Gangpferde-Gestüt geworden, das sich der Kultivierung der faszinierenden Gangart Tölt verschrieben hatte. Die zunehmende Öffnung anderen töltenden Rassen gegenüber war vor diesem Hintergrund konsequent. Walter Feldmann gründete die Interessengemeinschaft Tölt, aus der die Internationale Ganpferde-Vereinigung hervorging. Als im Jahr 1990 Walter Feldmann junior nach seiner Rückkehr aus den Niederlanden das Gestüt verantwortlich übernahm, spiegelte sich dies fortan auch in seinem Namen: Gangpferdezentrum Aegidienberg.
Feldmann junior hatte inzwischen in Holland über seine ehemalige Praktikantin Daniela Gehmacher American Saddlebreds kennen gelernt. Gehmacher arbeitete in den Staaten bei Sam Brannen, einem renommierten Trainer für American Saddlebreds. Sie brachte zwei dieser stolzen Tölter mit nach Europa. Ein Jahr später reiste Feldmann junior in die USA zu Brannen, informierte sich über Haltung und Training dieses Pferde, lernte für europäische Vorstellungen eher ungewohnte Trainingsmethoden kennen. Für seine Rückreise wählte er vier American Saddlebreds als edle Begleitung und bildete sie noch in den Niederlanden weiter aus. Die intensiven Eindrücke, die die Meisterschaften der American Saddlebreds in Kentucky auf Walter Feldmann gemacht hatten, gingen in die Organisation der ersten großen Gangpferde-Championate in Aachen Anfang der 80er Jahre ein. Es waren glanzvolle Veranstaltungen geprägt durch amerikanisches Flair. Sie boten Rassen wie Tennessee Walkern, American Saddlebreds, Paso Peruanos erstmals einen größeren Rahmen, sich bei sportlichen Wettbewerben zu präsentieren. Die Atmosphäre der damaligen Aachener Tage ist heute noch Legende.
Walter Feldmann und seine damalige Frau Sandra, Mutter von Simon Feldmann, starteten ihr neues Engagement in Aegidienberg mit Elan und grundlegenden Neuerungen. Er nahm den Import aus Island wieder auf, holte allerdings ausschließlich wenige ausgesprochene Spitzenpferde nach Aegidienberg. 1991 wurde der Verein, der Gangpferdefreunde Aegidienberg gegründet mit dem Ziel, gemeinsam eine neue große Ovalbahn vor der eindrucksvollen Kulisse des Siebengebirges zu errichten. Ein breites Angebot von Kursen ergänzte die Arbeit am Gestüt, das die Zucht der Aegidienberger unverändert weiter verfolgte.
Offenheit gegenüber neuen Rassen kennzeichnete die Philosophie im Gangpferdezentrum. Aus Holland hatte Walter Feldmann die American Saddlebred Horses mitgebracht, außerdem die Töltkreuzung Fripa, eine Stute, die später zu einem der erfolgreichsten Pferde im Gangpferdesport wurde. Im Rahmen der nunmehr regelmäßig auf der neuen Bahn stattfindenden Sportturniere wurden zunehmend offene Prüfungen ausgeschrieben.
Mit der neuen Bahn empfahl sich Aegidienberg wieder als Austragungsort der großen Turniere im Islandpferdesport. Offene Sportturniere fanden statt, Qualifikationen zu Weltmeisterschaften, 2001 fanden am Ort die ersten Westdeutschen Jugendmeisterschaften der Islandpferdereiter statt. Feldmann nahm selbst bis 1999 an den Islandpferde-Weltmeisterschaften teil, zuletzt in Kreuth, wo er mit seinem Bjarki im Töltpreis den zweiten Platz erreichte.
Inzwischen war es der Internationalen Gangpferde-Vereinigung gelungen, ein regelmäßiges Turnierprogramm für Gangpferdereiter zu etablieren. Zum 10-jährigen Bestehen der Gangpferdefreunde fanden im Jahr 2001 die Deutschen Meisterschaften im Gangreiten in Aegidienberg statt, 2004 wurden die erneut auf der Aegidienberger Anlage ausgetragenen Meisterschaften zu einem glanzvollen Fest. 2005 schließlich fand in Aegidienberg mit den Westdeutschen Meisterschaften das bis zu diesem Zeitpunkt größte Islandpferdeturnier überhaupt statt. Mehr als 500 Teilnehmer starteten parallel auf Großem und Kleinem Oval, im Gelände und auf dem Dressurplatz. Auch in Bezug auf das Gaedinga Zucht und Sport, eine dem isländischen Gaedingakeppni angelehnte neue Turnierform, leitete das Gangpferdezentrum 2004 Pionierdienste und trat als erster Veranstalter auf.
Gestüt, Begründer und Betreiber des Aegidienberger Gestüts sind wiederholt wegen ihrer Verdienste um Sport und Zucht ausgezeichnet worden. Der 2005 verstorbene Walter Feldmann senior hatte für Spitzenleistungen auf dem Gebiet der Pferdezucht den Hans-von-Bemberg-Preis der Landwirtschaftskammer Rheinland erhalten. Er war Träger des Ritterkreuzes des Isländischen Falkenordens am Band für seine Verdienste um das Islandpferd und besaß zahlreiche weitere Auszeichnungen. Walter junior erhielt 2004 aus der Hand des Generalsekretärs der FN, Herrn Hanfried Haring, die Silberne Ehrennadel der FN. Das Gangpferdezentrum wurde durch das Landwirtschaftsministerium als einer der zehn pferdefreundlichsten Betriebe Deutschlands gewürdigt.
In Bezug auf Training und Ausbildung für Pferde und Reiter hatte Walter Feldmann junior mit der Islandpferde-Reitlehre eine neue Grundlage geschaffen. 1986 erschien die in Kooperation mit Andrea Rostock geschriebene „Blaue Bibel“ des Gangreitens und der Pferdeausbildung. Seither hat Walter Feldmann insbesondere durch Videoproduktionen in der Reihe „Freude mit Gangpferden“ immer wieder zentrale Themen der Pferdeausbildung vorgestellt und Methoden demonstriert, die wie z.B. die Arbeit am Boden inzwischen zum Standard qualitätvoller Ausbildung geworden sind. Videoproduktionen werden auch im Internet auf der GPZ-Seite veröffentlicht, um Verkaufspferde vorzustellen. So erhalten alle Interessenten ein aussagekräftiges und ungeschöntes Bild der angebotenen Pferde, vorgestellt und fachkundig kommentiert von Walter Feldmann. Diese Videos wurden in der Vergangenheit als besonders umfassende und ehrliche Information gelobt. Sie bieten eine gute Grundlage für Pferdeinteressierte, die sich von zu Hause über das GPZ-Angebot orientieren möchten.
Walter Feldmann senior hatte in den sechziger Jahren mit der Entwicklung spezieller Produkte für den Islandpferdebereich begonnen. Unter der großen Zahl importierter Pferde befanden sich immer wieder Tiere, die auf die veränderte Umgebung mit Sommerekzem reagierten. Nachdem sich die Produkte des veterinärmedizinischen Marktes als wenig hilfreich erwiesen hatten, entwickelten Margarethe und Walter Feldmann selbst mit Unterstützung namhafter Pharmazeuten die Aegidienberger Emulsion, die bis heute mit Erfolg angewendet wird und immer weitere Verbesserung erfährt.
Hatte Feldmann senior bereits Sättel so verändert, dass sie zum Töltreiten besser geeignet waren, so setzte Feldmann junior diese Arbeit gezielt fort. In Zusammenarbeit mit renommierten Herstellern entstanden u. a. mit dem Gangpferdesattel und dem „Feldmann Cair“ immer bessere und komfortablere Sattellösungen, die der speziellen Reitweise des Gangreitens entgegen kamen. Weitere Produkte wie die „Feldmann-Balance-Gerte“ und der von Walter Feldmann modifizierte Thiedemann-Zügel kamen hinzu. Über die inzwischen von Marlies Feldmann ausgebaute Sattelkammer werden diese Produkte per Internet und im Rahmen der großen Pferdesportmessen angeboten und vertrieben.
Einen wichtigen Schwerpunkt heutiger Ausbildungsarbeit stellt die auch von den Gangpferdefreunden unterstützte Jugendarbeit dar. Mit der Gründung des Jugendkaders Rheinland im IPZV übernahm Walter Feldmann das Training der jungen Sportreiter. Dabei bildeten die Jungreiter des Gangpferdezentrums mit bis zu 10 Kadermitgliedern das Rückgrat der Jugendauswahl des Regionalverbandes. Zahlreiche Titel konnten die Jungreiter seither nach Aegidienberg holen.
Heute
Zwar ist Walter Feldmann selbst nicht mehr aktiv im Turniersport unterwegs, was jedoch keineswegs Stillleben bedeutet.
Der Alltag auf dem Gangpferdezentrum Aegidienberg floriert. Es bietet mittlerweile 200 Pferdeliebhabern/innen und ihren Pferden ein Zuhause.